Nahrungsergänzung im Blick: Milchsäurebakterien


Sinn oder Unsinn?
Nahrungsergänzung im Blick: Milchsäurebakterien
meaofoto/Shutterstock.com

Joghurt fördert die Darmgesundheit – so das Versprechen der Hersteller probiotischer Lebensmittel. Grund dafür sollen die zugesetzten Milchsäurebakterien sein. Doch ist es wirklich so einfach?

Fermentierte Lebensmittel als Quelle

Milchsäurebakterien – oder auch Laktobazillen – sind in aller Munde. Als Probiotikum werden sie mittlerweile vielen Lebensmitteln zugesetzt oder sogar in getrockneter Form als Pulver verkauft. Aber auch in „normalen“ Nahrungsmitteln sind Milchsäurebakterien enthalten. Dazu zählen besonders fermentierte Produkte wie Sauerkraut, Kimchi oder auch Joghurt ohne Zusätze.

Darm aus dem Gleichgewicht

Beworben werden die Milchsäurebakterien, weil sie das Darmmikrobiom positiv beeinflussen sollen – und damit allgemein die Gesundheit verbessern. Der Hintergrund: Im Darm jedes Menschen wohnen Milliarden verschiedene Mikroorganismen. Dabei ist die Zusammensetzung der einzelnen Arten so individuell wie ein Fingerabdruck. Manchmal gerät dieses persönliche Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht. Die Folge sind Darmerkrankungen wie Durchfall oder Blähungen. Forscher*innen vermuten sogar, dass psychische oder autoimmune Erkrankungen durch ein gestörtes Mikrobiom verursacht werden. Milchsäurebakterien – so die Theorie – sollen das Gleichgewicht im Darm wieder herstellen und so Krankheiten heilen oder sogar verhindern.

Fehlende Beweise

Leider ist die Studienlage zur gesundheitlichen Wirkung der Milchsäurebakterien alles andere als eindeutig. Oft liegt das an der großen Menge verschiedener Bakterienarten und den unterschiedlichen Studienbedingungen. Denn Probiotika sind nicht gleich Probiotika: Jedes Bakterium ist einzigartig und besitzt einen ganz eigenen Stoffwechsel oder Oberflächenmoleküle, mit denen es mit der Umgebung kommuniziert. Deshalb ist es wichtig, das Probiotikum nach seinem Verwendungszweck auszuwählen. Auch die Menge der enthaltenden Mikroorganismen spielt für die Wirkung eine entscheidende Rolle.

Für Menschen, die unter Laktoseintoleranz leiden, ist Joghurt mit probiotischen Laktobazillen eine echt Alternative zu laktosefreien Joghurts. Die lebenden Kulturen übernehmen nämlich die Verdauung der Laktose, sodass Symptome wie Bauchschmerzen und Durchfall ausbleiben. Vielversprechend ist auch der Einsatz der Milchsäurebakterien bei der chronischen Verstopfung. Hier hilft besonders das Milchsäurebakterium Lactobacillus casei Shirota. Doch ob Milchsäurebakterien auch bei anderen Krankheiten wie den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen helfen, ist leider noch nicht ausreichend erforscht.
Ob ein Probiotikum im Einzelfall sinnvoll ist und welches Präparat geeignet ist, ist also gar nicht so einfach zu entscheiden. Deshalb lohnt es sich, vor der Anwendung die Ärzt*in oder Apotheker*in um Rat zu fragen.

Quellen: Biesalski et al.: Ernährungsmedizin, Thieme, 2018; Verbraucherzentrale; Braga et al. 2017; Ärzteblatt

News

Nahrungsergänzung mit Omega-3-Fettsäuren
Eine Frau nimmt ein Nahrungsergänzungsmittel ein

Kein Wundermittel

Früher gab es den täglichen Löffel mit Lebertran, heute Kapseln mit Omega-3-Fettsäuren. Das Versprechen dazu: Es soll gesund sein. Durch wirken diese Präparate wirklich?    mehr

Sommerhitze lässt Herzen flimmern

Hand hält Thermometer mit 45° C gegen den blauen Himmel

Achtung, Vorhof in Gefahr

Hitze kann viele Gesundheitsprobleme verursachen. Mit dabei sind Herzrhythmusstörungen. Schon ab 39° C Außentemperatur steigt das Risiko für Vorhofflimmern deutlich an.   mehr

Giftpflanzen, die über die Haut wirken

Großaufnahme der Blüten des blauen Eisenhuts.

Bloß nicht anfassen!

Manche Pflanzen im Garten sind so giftig, dass sie schon beim Anfassen Vergiftungen auslösen. Vor allem beim Riesen-Bärenklau, beim Eisenhut und bei der Engelstrompete sollte man vorsichtig sein.   mehr

6 Tipps gegen Stuhlinkontinenz
Frau mitteren Alters greift in einem Schrank mit Müslizutaten nach einem Glas mit Leinsamen. Leinsamen enthalten Quellstoffe, die die Stuhlkonsistenz regulieren können.

Alles unter Kontrolle

Obwohl rund 4 Millionen Menschen in Deutschland darunter leiden, ist Stuhlinkontinenz noch immer ein Tabu-Thema. Dabei gibt es viele Tipps, die dabei helfen, das Problem besser in den Griff zu bekommen.   mehr

Wie Schmerzgele die Umwelt belasten
Wie Schmerzgele die Umwelt belasten

Nicht einfach abwaschen

Statt schlucken einfach cremen – Schmerzgele mit Diclofenac helfen genau dort, wo sie gebraucht werden. Weil die Haut aber nur einen kleinen Teil des Wirkstoffes aufnimmt, landet der Rest im Abwasser. Für die Umwelt bleibt das nicht ohne Folgen.   mehr

Alle Neuigkeiten anzeigen

Beratungsclips

Antibiotikumsaft mit Löffel

Antibiotikumsaft mit Löffel

Dieses Video zeigt Ihnen kurz und verständlich, wie Sie einen Antibiotikumsaft mit einem Dosierlöffel richtig einnehmen. Der Clip ist mit Untertiteln in Russisch, Türkisch, Arabisch, Englisch und Deutsch verfügbar.

Wir bieten Ihnen viele unterschiedliche Beratungsclips zu erklärungsbedürftigen Medikamenten an. Klicken Sie einmal rein!

Neue Universitäts-Apotheke zum Schwan
Inhaber Frank Riedel
Telefon 06421/2 20 66
Fax 06421/2 71 59
E-Mail info@schwan-apotheke-marburg.de